Risiko: Parken unter Bäumen
Jeder Autofahrer kennt das: Gestern noch frisch gewaschen, heute ist das Auto schon wieder mit Blättern, Harz und Vogelkot verschmutzt. Das Parken unter Bäumen birgt eine Menge Risiken, die Pkws in Rekordzeit verunstalten. Und wenn sich dann noch ein Ast löst, kann es richtig teuer werden.
Klebrige Angelegenheit
"Glück gehabt“ denkt man, wenn man im Sommer einen der begehrten Schattenparkplätze ergattert hat. Aber spätestens bei der Rückkehr zum Auto wird man oft eines Besseren belehrt. Denn der Wagen ist überzogen mit einer klebrigen Schicht aus einer undefinierbaren Flüssigkeit. Was ist das genau?
Carsten Graf vom Technikzentrum des ADAC auf Anfrage von dpa: "Hierbei handelt es sich um Blattlaussekret, auch als Honigtau bekannt“. Im Allgemeinen lässt sich das Sekret mit einer einfachen Autowäsche gut entfernen, allerdings entsteht bei frisch aufgetropfter Flüssigkeit durch einen Gärungsprozess Alkohol, der den Lack anlösen kann. Und wenn dann die Trocknung einsetzt, wird der Honigtau extrem hart und der Autobesitzer hat kaum noch eine Chance, die Tropfen vom Lack zu entfernen. Wenn dann die Autowaschanlage den Belag nicht mehr entfernen kann, hilft nur noch der Weg zum Fahrzeugaufbereiter.
Durch Harz können Schäden entstehen
Manche Bäume sondern Harz ab. Und da sich die chemische Grundbasis des Harzes und des Lacks ähneln, können bei hohen Temperaturen Lack und Harz eine Verbindung eingehen, durch die obere Lackschichten unter Umständen angegriffen werden. Hier hilft nur ein schnelles Entfernen des Harzes, z.B. mit Feuchttüchern oder feuchten Brillenputztüchern.
Sollte bereits eine Schädigung des Lackes zu erkennen sein, hilft hier oftmals nur noch der Gang zum Lackdoktor oder Fahrzeugaufbereiter. Um präventiv einer Schädigung durch Baumharze zu entgehen, sollte man in der warmen Jahreszeit nicht unter Birke, Ahorn und Pappel parken.
Auch Vögel können den Lack schädigen
Gerade der Kot von Vögeln kann den Lackauftrag eines Autos nachhaltig schädigen. Durch den Inhaltsstoff Pankreatin können bleibende Schäden verursacht werden. Wenn der Kot über mehrere Tage nicht entfernt wird und eine starke Sonneneinwirkung vorherrscht, kann sich diese Hinterlassenschaft regelrecht in den Lack "einbrennen“.
Entfernen Sie die Flecken frühzeitig, indem Sie den Kot mit lauwarmen Wasser einweichen und dann mit einem weichen Schwamm herunterwaschen. Eine Fahrt in die Waschanlage ist mit einem vogelkotverschmutzten Fahrzeug nicht ratsam, da enthaltene Feststoffe durch die mechanische Einwirkung der Bürsten mitunter Lackkratzer verursachen. Sollten bereits Schäden am Lack entstanden sein, wenden Sie sich an den Lackdoktor.
Gefahr durch Äste, Nüsse, Kastanien
Gerade im Spätsommer und im Herbst kann das Auto durch herabfallende Eicheln, Kastanien oder Nüsse geschädigt werden. Auch ein Astbruch kann schlimme Folgen haben, denn herabfallende Äste können nicht nur das Fahrzeug schädigen, auch für die Insassen kann das gefährlich werden.
Wenn der Besitzer seinen Baum regelmäßig pflegt und den Verkehrssicherungspflichten nachkommt, bleibt der Geschädigte meist auf seinen Kosten sitzen.
Herunterfallende Äste werden in vielen Fällen als "naturgebundenes Ereignisse“ bewertet, Schäden durch Kastanien, Nüsse oder Eicheln von den Gerichten meist als "Gefahren aus den Gegebenheiten der Natur“ eingestuft. Bei entstandenen Beulen und Dellen kann Ihnen in den meisten Fällen der Beulendoktor weiterhelfen. Teilen Sie Ihrer Versicherung die entstandenen Schäden unmittelbar nach der Sichtung mit und sprechen Sie die Reparatur ab.
Wenn Sie keine Werkstattbindung in Ihrer Police vermerkt haben, können Sie sich bei der Beseitigung von schweren Schäden an Ihre freie Kfz-Fachwerkstatt wenden. Hier kann man Auskunft über die anstehenden Reparaturen geben und die Arbeiten fachgerecht und kostengünstig durchführen lassen.
In den meisten Fällen sind Schäden, die durch natürlichen, unvorhersehbaren Astbruch und Fallobst entstanden sind, durch die Kfz-Vollkaskoversicherung oder die Haftpflichtversicherung des Baumbesitzers abgedeckt. Für eine Beratung oder eine Vertretung in einem Rechtsstreit wenden Sie sich bitte an unsere Fachanwälte.
Tipp: Cabrios sollten grundsätzlich nicht unter Bäumen abgestellt werden, da sie durch herabfallende Äste sowie durch Harz etc. kapital geschädigt werden können!
Städte und Gemeinden in der Pflicht
Ist die Beschädigung durch einen städtischen Baum verursacht worden, haften unter Umständen sogar die Städte und Gemeinden. Sollte die Verkehrssicherungspflicht verletzt worden sein, müssen also in der Regel die Kommunen für die Reparaturkosten aufkommen.
Dazu ein Urteil des Oberlandesgericht Hamm (Az. 11 U 57/13): "Die Beklagte hat danach zur Abwehr der von Bäumen ausgehenden Gefahren die Maßnahmen zu treffen, die einerseits zum Schutz gegen Astbruch und Windwurf erforderlich, andererseits unter Berücksichtigung des umfangreichen Baumbestandes der öffentlichen Hand zumutbar sind. Dazu genügt in der Regel eine in angemessenen Abständen vorgenommene äußere Sichtprüfung, bezogen auf die Gesundheit des Baumes (OLG Hamm, NJW-RR 2003, 968).
Eine eingehende fachmännische Untersuchung ist nur dann vorzunehmen, wenn Anhaltspunkte vorliegen, die erfahrungsgemäß auf eine besondere Gefährdung hindeuten. Solche Anzeichen sind etwa eine spärliche oder trockene Belaubung, dürre Äste, äußere Verletzungen, Wachstumsauffälligkeiten oder Pilzbefall (BGH, VersR 1964, 334). Auch das Vorliegen eines Druckzwiesels, d.h. eines mehrstämmigen Baumstammes mit etwa gleichmäßigem Dickenwachstum der Stämme, bei dem der Druck der Teilstämme an sich gegeneinander gerichtet ist, stellt ein Stabilitätsrisiko dar (OLG Hamm, NJW-RR 2003, 968).“
Fazit
Nicht nur die guten Dinge kommen von oben, auch Äste, Kastanien, Harz etc. landen unter Umständen auf unseren Autos. Man kann eigentlich nie ganz sicher sein, ob nicht doch irgendetwas unser Auto trifft. Sollte jedoch der Schadensfall eingetreten sein, helfen Ihnen die Spezialisten für Beulen und Lackschäden gerne weiter.
Und sollten rechtliche Unstimmigkeiten auftreten, wenden Sie sich gerne an unsere Fachanwälte.
Vermeiden lassen sich Verunreinigungen und kleinere Blessuren beim Parken unter Bäumen nie ganz. Die einzige Möglichkeit, Schäden abzuwenden ist, das Parken unter Bäumen zu vermeiden.
Übrigens… eine Werkstatt, der Sie mit gutem Gefühl Ihr Auto anvertrauen können, finden Sie bei uns in der Werkstattsuche
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