Fälschungsflut bei Autoteilen
Sie werden beinahe überall angeboten und jeder hat sie schonmal in der Hand gehabt: Produktfälschungen. Gefährlich für Verbraucher und insbesondere Autofahrer ist: Der Markt wird derzeit von Imitationen geflutet, die nur schwerlich von den Originalen zu unterscheiden sind. Gleichzeitig können ihre oftmals minderwertige oder sogar schadhafte Fertigung zu lebensgefährlichen Situationen führen, etwa bei plötzlichen Ausfällen während der Fahrt. Wir klären über die diversen Risiken auf.
Milliardengeschäft Produktpiraterie
Die Frage, warum überhaupt so viele Fälschungen auf dem Markt kursieren ist schnell beantwortet: Mit Ihnen verdienen Kriminelle eine Menge Geld. Der Zoll beschlagnahmte alleine in Deutschland im Jahr 2021 knapp 18,8 Millionen gefälschte Artikel, deren Wert ca. 315 Millionen Euro betrug. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen und das Geschäft floriert, denn die Imitate sind bei den Kunden beliebt. Schätzungsweise die Hälfte aller Kunden wählt die Fälschungen bewusst aus, um vom niedrigeren Preis gegenüber des Originals zu profitieren. Hersteller und Händler bleiben weitestgehend passiv, denn auch wenn einzelne Big Player spezielle Taskforces unterhalten, um die unrechte Vervielfältigung Ihrer Produkte zu unterbinden, tun dies viele andere noch nicht. Um das ganze in Relation zu setzen: 2016 betrug der geschätzte volkswirtschaftliche Schaden laut Institut der deutschen Wirtschaft knapp 54,5 Milliarden Euro.
Gefahrenquelle Ersatzteile
Besonders beliebt ist das Nachahmen von Autoteilen. Von Bremsen über Zündkerzen und Luftfiltern bis hin zu Felgen werden munter gefälschte Produkte in Umlauf gebracht. Die Gefahr lauert hierbei in der oft minderwertigen Qualität der Teile, denn sollte es während voller Fahrt zu einem Defekt von Bremsklötzen oder Stoßdämpfern kommen, sind die Folgen fatal. Eine Seltenheit sind Produktdefekte von Imitaten keineswegs und somit sollten Autofahrer in diesem Produktbereich besonders auf der Hut sein.
Zudem kann eine Kfz-Prüfstelle die Betriebserlaubnis für das Fahrzeug entziehen, sofern der Einbau nicht genehmigter Teile erfolgt ist. Außerdem ist es auch grundsätzlich möglich, dass Autofahrer Ihren Versicherungsschutz verlieren, sofern sie ein Fahrzeug mit gefälschten Teilen führen. Dafür müsste die Versicherung zwar nachweisen, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen Bauteil und Unfall gibt, doch bei kapitalen Schäden ist das Interesse der Assekuranzen daran sicher groß.
Nicht zuletzt sind die Teile häufig unter widrigen Umständen produziert, worunter die Arbeiter leiden. Schlechte Arbeitsbedingungen, Verwendung gesundheitsschädlicher Chemikalien und mangelhafte Werkzeuge sind nur einige der Probleme, zu denen man mit dem absichtlichen Kauf beiträgt.
Der nachfolgende Auszug auf ZDF WISO macht deutlich, wie groß das Risiko bei Autoteilen ist:
Fälschungen mit Qualität?
In Deutschland zugelassene Originalteile müssen eine allgemeine Betriebserlaubnis, ebenso wie ein Teilegutachten vorweisen können. Die Produktpiraten imitieren aber auch diese wo sie nur können und fälschen Hologramdrucke, Prägungen oder anderweitige Identitfikationsmerkmale der Hersteller. Es ist also für den Verbraucher nur schwer nachzuvollziehen, ob die Teile legitimer Natur oder von minderer Qualität sind. Prekär daran: Zum Einen wird der europäische Markt vornehmlich mit gefakten Verschleißteilen bedient, da diese ohnehin regelmäßig ausgetauscht werden und hier großer Umsatz lockt. Zum Anderen stammen die Fälschungen überwiegend aus dem asiatischen Raum, Osteuropa oder Nordafrika, wo die Strafverfolgung von Urheberrecht und ähnlichem ungleich viel schwieriger ist und dem Zufluß der Teile kaum Einhalt geboten werden kann. Dem leistet der Internetkauf weiter Vorschub, weil die entsprechenden Teile nicht real in Augenschein genommen werden können. Außerdem verzerrt die große Konkurrenz an verschiedenen Produkten und Anbietern die Verbraucherperspektive.
Licht im Dunkeln: Kfz-Werkstätten
Als durchschnittlicher Verbraucher und Autofahrer ist es also zunehmend schwer in der undurchsichtigen Situation den Überblick zu behalten und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Es gibt aber einige Grundregeln, die man befolgen kann, wenn man sich vor gefährlichen Ersatzteilen schützen möchte. Zunächst einmal sollte man übermäßig günstige Teile meiden. Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist dies meistens auch nicht. Die Fertigung qualitativ hochwertiger Werkstücke ist nunmal nicht ganz billig und kann es somit auch nicht im Verkauf sein.
Zusätzlich können Verbraucher darauf achten, ob ihre bevorzugte Bezugsplattform ein sogenanntes Markenschutzprogramm verwendet. Diese laufen unter unterschiedlichen Namen (z.B: VeRI von eBay) und haben alle eines gemeinsam: Sie sorgen dafür, Fälschungen zumindest zu reduzieren. Sicherste Option im Automobilbereich sind unabhängige Kfz-Spezialisten. Als Profis haben Sie Anbindungen an original Ersatzteilhersteller und naturgemäß ein Interesse daran, hochwertige Teile zu verbauen. So könnt Ihr das Risiko, Opfer von gefährlichen Ersatzteilen zu werden, vermeiden.
Fazit
Auch wenn Fälschungen preislich attraktiv und unter Umständen schneller zu bekommen sind, als die Originale, eine sinnvolle Alternative stellen sie aufgrund der diversen Gefahren nicht dar. Das gesparte Geld wiegt nämlich keineswegs Haftungsverluste, Stillegungen und die Gefährdung der eigenen Gesundheit auf. Der Gang zur professionellen Autowerkstatt ist demnach die beste Möglichkeit, um in puncto Qualität auf Nummer sicher zu gehen.
Übrigens… eine Werkstatt, der Sie mit gutem Gefühl Ihr Auto anvertrauen können, finden Sie bei uns in der Werkstattsuche
Haben Sie Fragen oder suchen Sie Antworten zu Themen, dann schicken Sie uns Ihre Fragen rund ums Autofahren! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Unter Mitarbeit von Rechtsanwalt Sebastian Trost / Ralf Galow
Verwandte Artikel:
- Freie Werkstattwahl auch bei Gebrauchtwagen-Garantie
- Keine gute Idee: Autoservice zum Festpreis
- Neuwagengarantie: Lassen Sie sich nicht auf's Glatteis führen!